Sprachsensibler Fachunterricht
Wir haben uns seit dem Schuljahr 2014/15 zur Aufgabe gemacht, auch in den nicht-sprachlichen Fächern Bildungssprache im Sinne des sprachsensiblen Fachunterrichts zu vermitteln (siehe entsprechende Erläuterungen der Qualitäts- und Unterstützungsagentur NRW). Unter sprachsensiblem Fachunterricht versteht man den bewussten Umgang mit Sprache beim Lehren und Lernen im Fach.
Dass Schüler*innen im Laufe ihres Schullebens lernen, mit Bildungssprache umzugehen, ist nötig, weil über Sprache im Unterricht Wirklichkeit erschlossen, kognitive Prozesse befördert und Wissen (re-)organisiert, erweitert und vertieft wird. Daneben werden auch über den sprachlichen Ausdruck der Schüler*innne Lernleistungen erfasst und bewertet und damit Berechtigungen und Lebenschancen vergeben.
Daher nutzen die Kolleg*innen einen Teil der Fortbildungstage, um in allen Fächern Unterrichtsreihen zu entwickeln, in denen Aufgabenstellungen sprachsensibel ausgebaut werden, d. h. Fachtexte mit Lesehilfen und Lesestrategien aufbereitet und Hilfen für die Formulierung von Antworten entwickelt werden.
Auf diesem Weg soll sowohl fachsprachliche Kompetenz im einzelnen Unterrichtsfach, als auch eine differenzierte Verstehens- und Mitteilungsfähigkeit bewirkt werden, die über das einzelne Fach hinausgeht. Die systematische Förderung sprachlicher Fähigkeiten dient nicht nur dem Schulerfolg, sondern soll junge Menschen auch in die Lage versetzen, in einer demokratischen Gesellschaft aktiv am öffentlichen Leben teilzunehmen.
Was die Bewertung der sprachlichen Darstellungsleistung betrifft, haben wir die in den Kriterien der Leistungsbewertung der meisten Fachbereiche meist nur allgemeine und wenig differenziert formulierte Gesichtspunkte konkretisiert, um transparente Bewertungsmaßstäbe zu schaffen und Orientierungshilfen für die Schüler*innen hinsichtlich der sprachlichen Anforderungen in Klausuren zu geben.
Für die Oberstufe haben wir unter Mitarbeit von 12 Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Fachbereiche ein Orientierungspapier entworfen, das anhand klar formulierter Merkmale und einfacher Beispiele die Bewertungskriterien der Darstellungsleistung fächerübergreifend darstellt. Diese Übersicht wird im Rahmen der Methodentage zu Beginn der EF mit den Schüler*innen im Rahmen eines Workshops thematisiert.
Dass Sprachförderung mit und durch den Fachunterricht geschieht, ist insofern besonders bedeutsam, als dass gerade an unserem Standort die Schüler*innen oft sehr unterschiedliches sprachliches Kapital mit in die Schule bringen. Gerade die kulturelle Vielfalt ist ein Gesichtspunkt, der in doppelwertiger Hinsicht das Schulleben des HHG prägt. Dieser umfasst nämlich nicht nur den oft sehr verschiedenartigen kulturellen Hintergrund unserer Schüler*innen, sondern auch die Art und Weise, wie wir sie dazu anregen, sich sprachlich in kreativer Weise mit dieser Andersartigkeit, aber auch dem Reichtum ihrer eigenen Kultur auseinanderzusetzen. Dies geschieht zum Beispiel im Literarischen Café, das wir seit 2006 regelmäßig durchführen, oder in der mehrsprachigen Theater-AG.