Lehrerraumprinzip
Konzept
Das Lehrerraumprinzip am Heinrich-Heine-Gymnasium sieht vor, dass jede/r Klassenlehrer*in einen eigenen Klassenraum erhält. Darüber hinaus können Lehrkräfte einen Raum erhalten, die mit sehr vielen Stunden in Klassen- (und nicht etwa in Fachräumen) unterrichten. Halbtagskräfte und Fachraumkolleg*innen werden zu Raumpartnern der Kolleg*innen mit eigenen Räumen. Die Schüler*innen wechseln dann entsprechend des Stundenplans in die Räume, die den Lehrer*innen zugeteilt sind.
Bei der Vergabe der Räume wird darauf geachtet, dass Raumpartner möglichst dieselben Klassen unterrichten, um Laufwege für Schüler*innen so gering wie möglich zu halten. Die Räume der Kolleg*innen, die eine Klasse unterrichten, liegen i.d.R. nach beieinander. Die Stundentaktung erfolgt nach Möglichkeit in Doppelstunden, um Raumwechsel in den Fünf-Minuten-Pausen zu vermeiden.
Das Lehrerraumprinzip bringt mit sich, dass Schüler*innen kaum persönliches Material in den Räumen aufbewahren können. Daher wurden auf den Fluren Schließfächer bereitgestellt, die gegen geringes Entgelt gemietet werden können. Bestimmte Materialien, z.B. schwere Bücher, sollen vor allem in Nebenfächern im Raum der jeweiligen Lehrkraft gelagert werden. Da für die Schüler*innen in den Nebenfächern in der Erprobungsstufe keine Hausaufgaben vorgesehen sind, müssen die Bücher normalerweise nicht mit nach Hause genommen werden.
Bisherige Erfahrungen
Wir sind überzeugt, dass das Lehrerraumprinzip die pädagogisch-didaktische Arbeit und das schulische Miteinander immens verbessert und aufwertet. Die Vorteile, die sich in den letzten Jahre gezeigt haben, sind u.a. folgende:
- Die Klassenräume verfügen über eine bessere und zielgerichtete Ausstattung, zusätzliche Lernmaterialien sind vorhanden.
- Die Räume sind ansprechend gestaltet und gepflegt.
- Lernumgebungen sind vorbereitet, Unterrichtszeit kann effektiv genutzt werden, das Lernklima ist besser als vorher. Der Unterricht profitiert auf beiden Seiten von den geordneten und strukturierten Lernsettings.
- Digitale Medien können gut in den Unterricht eingebunden werden, da die jeweilige Hardware stets zur Verfügung steht.
Das Lehrerraumprinzip fordert von Seiten der Schüler*innen allerdings ein höheres Maß an Disziplin und Organisationsfähigkeit. Es muss für jeden Tag geplant werden, welche Unterrichtsmaterialien nach Hause mitgenommen werden und was im Schließfach verbleiben kann. Zudem müssen vor allem jüngere Schüler*innen lernen, sich im Gebäude zurechtfinden. Die Klassenlehrer*innen nutzen insbesondere die Anfangszeit der Fünftklässler intensiv, um die Schüler*innen mit dem Raumkonzept vertraut zu machen und nötige Abläufe einzuüben. Ein obligatorischer Schulplaner zur Organisation hilft dabei. Zudem stehen die Paten der fünften Klassen in den ersten Schultagen den Schüler*innen als Raumlotsen zur Seite.
Ein fehlender Klassenraum als „Heimat“ der Schüler wird durch den jeweiligen Klassenlehrerraum kompensiert. Hier findet in der Regel sehr viel Unterricht statt, so dass dieser Raum schnell als eigener Klassenraum gestaltet und angesehen wird.
Das Lehrerraumprinzip hat sich für uns bewährt. Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft profitieren täglich von den Vorteilen des Raumkonzepts. Der lange, manchmal beschwerliche Weg der Umsetzung des Konzepts hat sich gelohnt. Wir werden das Konzept auch weiterhin kontinuierlich verbessern und nachjustieren.
Entwicklung des Lehrerraumprinzips
Die Idee wurde für unsere Schule 2014 konkretisiert. Anlass war unter anderem die zunehmende Verschmutzung und Vandalismus in den Klassenräumen, häufig nicht vorhandene Lehrermaterialien und die Notwendigkeit einer funktionierenden Medienausstattung. Um die Idee zum Konzept auszuarbeiten, bildete sich eine Arbeitsgruppe, um die die Möglichkeiten und Schwierigkeiten eines neuen Raumkonzeptes zu eruieren.
Im Frühjahr 2015 wurden verschiedene Möglichkeiten recherchiert. Wesentlicher Aspekt der Recherche war der didaktische Mehrwert einer anderen Raumsituation. Bald zeigte sich, dass ein reines Raumkonzept, das jeder Lehrkraft einen eigenen Raum zuteilt, am HHG nicht möglich sein würde – schon die Zahl der Räume macht dies unmöglich. Zudem wurden auch auf Seiten der Lehrer zahlreiche Bedenken geäußert.
In im Herbst 2015 wurde Kontakt zu anderen Schulen hergestellt, die bereits erfolgreich mit einem Lehrerraumprinzip arbeiten. Die Arbeitsgruppe vereinbarte zahlreiche Termine mit Stundenplanern, Koordinatoren und Schulleitern dieser Schulen. Für die vielfältige Hilfe sind wir heute noch sehr dankbar. So konnten mögliche Problem bereits im Vorfeld bedacht und Lösungsstrategien anderer Schulen übernommen oder angepasst werden.
Nach der Zustimmung des Lehrerkollegiums, einen Modellversuch durchzuführen, wurden Anfang 2016 die Elternschaft und die SV über die Pläne informiert. Auch hier wurden zahlreiche Bedenken geäußert. Daher einigte man sich in der Schulkonferenz nach vielen Beratungen auf die probeweise, einjährige Einführung des Lehrerraumprinzips, bei der die Möglichkeit offengehalten wurde, nach einer Evaluation und anschließender Korrektur einzelner Aspekte der Umsetzung gegebenenfalls das Klassenraumprinzip wiederherzustellen. Der Versuch startete im Schuljahr 2016/17. Während des Versuches und nach Ablauf des Jahres wurden Schwachpunkte und Probleme des Systems evaluiert und gezielt korrigiert bzw. angepasst. In der Erprobungsphase fand ein reger und konstruktiver Austausch innerhalb der Schulgemeinde statt, an dem sich alle Gruppen – Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen –beteiligten.
Das korrigierte Lehrerraumprinzipt wurden im Schuljahr 2017/18 für ein weiteres Jahr getestet, ehe nach zwei Jahren ein endgültiges Abstimmungsurteil zugunsten des Lehrerraumprinzips erfolgte.